Petra Kaltwaßer (Assemblagen) und Norbert Kaltwaßer (Fotografien) Personalausstellung in der Galerie Zaglmaier
Zur Ausstellungseröffnung am 13. Mai 2023 (15.00 Uhr) laden wir Sie herzlich in unsere Galerie ein. Die Präsentaion ist bis 01. Juli 2023 (Mi.-Sa. von 13:30 bis 18:30 Uhr) geöffnet. Am 20. Mai findet eine Lesung mit Margarete Wein statt und am 03. Juni eine LITERAtainment- Veranstaltung mit Hans-Henning Schmidt.
Norbert Kaltwaßer, Fotografie (Eros+Thanatos 4, 8×6,5)
Petra Kaltwaßer, Assemblage (Grünes Licht, 8×5,6)
Liebe Freunde der Kunst!
„Wohl dem, der eine Frau mit Sammelleidenschaft hat!“ zitierte Katja Pausch 2020 anlässlich ihres Artikels in der Mitteldeutschen Zeitung zur Ausstellung von Fotografien in unserer Galerie des bekannten, weil außergewöhnlichen Künstlers Norbert Kaltwaßer. Und nun, 2023 ist es so weit. Petra und Norbert Kaltwaßer präsentieren die Ergebnisse ihrer künstlerischen Arbeiten der zwischenzeitlich vergangenen Jahre. Sie, Petra Kaltwaßer, eigentlich Dr. Petra Kaltwaßer und überaus erfolgreiche Reproduktionsmedizinerin, stellt Sammlerstücke als Assemblagen aus. Norbert Kaltwaßer zeigt seine Foto-Arrangements. Das wird spannend – wir versprechen das!
Als Redner wird der von uns und allen Kunstfreunden der Stadt geschätzte Prof. Helmut Brade fungieren und weil Musik die Eröffnungsveranstaltung nicht nur abrunden, sondern zu einem weiteren unvergesslichen Höhepunkt führen soll, wird „Manouche Farouche“ mit sonnig-leichtfüßigem Swing aufwarten.
Wir laden Sie und Ihre Freunde herzlich zur Vernissage am 13. Mai 2023, 15 Uhr in unsere Galerie ein. Bitte beachten Sie auch unsere Angebote zu den Lesungen während dieses Ausstellungszeitraumes.
Ihre Familie Zaglmaier aus Halle (Saale)
Für diese fotografische Erinnerung von 2020 sind wir Lutz Winkler dankbar. Sie zeigt Norbert Kaltwaßer neben seinem Selbstportrait sitzend und den stolzen Galeristen.
Petra und Norbert Kaltwaßer
Prof. Helmut Brade, Rede zur Ausstellungseröffnung vom 13.Mai 2023
Was wäre normal? Die Eltern entdecken, dass ihr Kind schön malen kann. Mathe und Physik: schlechte Zensuren. Singen und Malen: sehr gut. Warum nicht Kunst studieren? Es gibt ja zum Glück in der Stadt eine Kunsthochschule. Schöne Umgebung, lustige Mitstudenten. Diplom. Und dann . . . eigentlich gibt es schon genug Künstler. Schwerer Anfang. Erste Erfolge, erste Ausstellungen . . . Galerie Zaglmaier.
Was ist ungewöhnlich? Unauffällig als Kind. In der Schule gute Noten. Universität oder Betriebsberufsschule. Ein erfülltes Arbeitsleben: Ärztin, Universitätsfotograf. Für Kunst interessiert: Italien, Pompeji, Ruinen, Ausstellungen. Während den Operationen fällt Norbert nicht in Ohnmacht, auch nicht als Albi im Nachtdienst ein Kind zur Welt bringt. Der Blick für das Besondere. Reisen. Strandgut. Kachelbruch in Sizilien. Vom Meer verfeinert. Assemblagen. Schönheit aus Müll. Bilder mit Ölfarben malen, lieber nicht. Aber Bilder schaffen. Scherben, Vogelfedern, Knochen, dies und das. Dann Rente, Freizeit. Keinerlei Existenzangst, Assemblagen, skurrile Fotos. Unerwartete Erfolge, erste Ausstellungen . . . Galerie Zaglmaier.
Aus dem ungeheuerlichen Schatz eines aufmerksamen Lebens und getrieben von suchthafter Sammelleidenschaft entstand nun erstaunlicher Weise eine neue Welt. Gewachsen aus dem Abfall vieler Welten nun das Erwachen eines heiteren Universums, raffiniertester Feinheit und eigener Schönheit. Das haben wir nun hier vor uns!
Ich habe die Künstler besucht. Von einer Wohnung kann nicht die Rede sein. Ist man plötzlich in Paris? Pariser Journal? Wo soll man zuerst hingucken? Raben, Krähen und Dohlen bewachen den Knochenfries auf pompejanisch roten Tafeln in der Höhe. Da sitzen auch ein Goldhähnchen und eine Mönchsgrasmücke. Eine Eule guckt aus dem Fenster. Schränke mit Schubladen, in denen man gebügelte Blusen und Servietten vermutet, sind mit Muscheln und Schneckenhäusern gefüllt. Eimer voller Scherben, angeblich wertvoll, antiker Kachelbruch, Perlen, Kronkorken, zertretener Billigschmuck, vertrocknete Krebse und Garnelen. Halbaufgebrochene Granatäpfel gelten als besonders schön, vertrocknet in allen Größen. Man spricht von Atelier. Ja, da kann man es sehen, da wird der Müll feinst geordnet zu erstaunlichsten Ornamenten. Jetzt kommt UHU-tropffrei ins Spiel. Amulette des Anthropozäns, Menschwerdung nachgespielt.
Festplatten sind Speichermedien, wie sie – was auch immer – speichern, bleibt unsichtbar. Anders nun bei den hier ausgestellten etwas größeren Festplatten, sie legen etwas offen: die burgundische, die sizilianische, die katalanische, die japanische Vergangenheit in einer noch heute überlieferten sichtbaren Form. Es sind also nicht etwa nur schöne Assemblagen, sie strotzen von Inhalten. Festgetretene und korrodierte vergangene Wirklichkeiten öffnen sich zu Schönheiten der Gegenwart.
Metamorphosen auf schwarzem Grund, Objektrahmen, feinst geputztes Glas. Ornamente, aber keine Volkskunst, Bayern, Thüringen. Eher kultisch, naturreligiös, mythisch; letztlich auch die Vergöttlichung von Perlen und Knochen. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus.
An anderer Stelle werden räumliche Bilder aufgebaut. Abgestimmt die Maße, ausgeklügelt die Farben, surreal und philosophisch die Inhalte.
Sic transit gloria mundi (So vergeht der Ruhm der Welt), Ecce homo, Deus absconditus (Der abwesende Gott), Eros und Thanatos, Aus den Archiven der Erinnerung, Intermezzo, Caritas, Die gescheiterte Hof nung, Die Letzte ihrer Art (eine aussterbende Gans), Mortuis vivos docent (Die Toten lehren die Lebenden), Mythos deutscher Wald.
Was schweben soll, muss mühsam an Fäden ins Bild gehängt werden. Wichtig ist auch das Licht, unerklärbar die Wirkungen. Naturalistische Bilder, die wirklich naturalistisch sind. Was man für raffiniert gemalt hält, ist Wirklichkeit, die Wirklichkeit aber fremd und neuartig. So etwas hat man noch nie gesehen. Dass die fotografische Bildwerdung perfekt ist, kommt dazu. Kollagen, wo nichts kollagiert aussieht, nirgends eine Naht, nirgends ein
verräterischer Schatten. Nicht alles ist heiter. Es überraschen auch bedrückende Stimmungen, Räume der Angst und des Erschreckens. Zwangsvorstellungen, Obsessionen. Surrealität, die nicht auflösbar ist, durchaus gespeist aus erfahrener Todesdrohung.
Man denkt zu kleinlich, wenn man nur von Kunst spricht. Wir haben hier eher eine Versinnlichung des Seins vor uns, ein Naturalienkabinett, ein Dank an die Vielfalt und Schönheit der Schöpfung (wer sie auch vollbracht haben mag), und einen feinst vorgetragenen Appell des Sich- Bewusst-Werdens des Glücks der Existenz . . . und seiner Vergänglichkeit. Und das richtet sich an uns, wir müssen es nur sehen und aufnehmen.
Die blaue Blume der Romantik erblüht aus den zertretenen fluoreszierenden Verschlüssen der Red-Bull-Büchsen, naturnah angeordnet. Es ist faszinierend, wenn man das bemerkt, lustig, tragisch, schön.
Wer ist schon je einem Satyr begegnet, einem Waldgeist mit menschlichem
Körper, tierischen Ohren, einem Schwanz und Hufen, meist betrunken. Deshalb braucht er einen Becher, den Becher des tanzenden Satyrn, und den hat ihm Petra K. gegeben.
Zum Schluss noch eine passende Bemerkung von Fernando Pessoa. Wie rasch vergeht doch alles, was vergeht! Wie schnell verstirbt doch alles vor den Göttern! Und alles ist so wenig! Nichts wissen wir, und Phantasie ist alles. Umkränz mit Rosen dich und trink und liebe. Und schweig. Der Rest ist nichts.
Helmut Brade
Stimmungsfoto von der Eröffnungsveranstaltung im Galeriegarten mit vielen Gästen, „Manouche Farouche“ und dem Eröffnungsredner Prof. Helmut Brade.
André Schinkel am 24.06.2023 in der Galerie Zaglmaier in Halle (Saale)
Foto: Galerie