Jahresendausstellung mit Künstlern der Region und Kabinettausstellung Uwe Pfeifer

25. Oktober bis 24. Dezember 2025

Jahresendausstellung mit Künstlern der Region
Malerei, Grafik & Bildhauerarbeiten

Kabinettausstellung
Uwe Pfeifer
Malerei und Grafik

Ausstellungseröffnung
25. Oktober 2025, 15 Uhr

Uwe Pfeifer | „Jonte“ | Lithographie, coloriert  (2025)

Liebe Freunde der Kunst,

wir laden Sie herzlich zum Besuch unserer diesjährigen Jahresausstellung ein!
Im Mittelpunkt stehen die eindrucksvollen Druckgrafiken von Uwe Pfeifer, darunter die colorierte Lithographie „Jonte“ (2025) – ein sensibles Kinderporträt, das mit feinem Humor und technischer Präzision begeistert.

Ergänzt wird die Schau durch Malerei, Grafik und Bildhauerarbeiten regionaler Künstlerinnen und Künstler wie Karl-Heinz Köhler, Günter Giseke, Wolfgang Timme, Peter Busch und Christoph Rackwitz.
Zudem werden Werke aus dem Nachlass eines halleschen Kunstsammlers präsentiert – Zeugnisse lebendiger Kunstgeschichte der Region.

Freuen Sie sich auf vielfältige künstlerische Handschriften, intensive Begegnungen und inspirierende Gespräche.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch und den gemeinsamen Abschschluß eines ereignisreichen Kunstjahres!

Beste Grüße aus Halle
Ihre Familie Zaglmaier

Aktuelle Veranstaltungen:

08. November 2025, 15 Uhr
LITERAtainment mit Dr. Hans-Henning Schmidt
„Wunderland Dichtung –
Ein literarischer Spaziergang von Ernst bis Unsinn“

29. November 2025, 15 Uhr
„Langer Abend der Galerien“ – Lesung mit Detlef Färber
„Wolfs Weihnachtswunsch – Geschichten zum Glühweinen“

13. Dezember 2025, 15 Uhr
Lesung mit Annekathrin Bürger – Weihnachtsgeschichten

alle Veranstaltungen: Eintritt frei/nach Ermessen (5 EUR je Person willkommen)

Eröffnungsrede für die Jahresendausstellungen Uwe Pfeifer (Kabinettausstellung) und Künstler der Region

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde, lieber Uwe Pfeifer,

es ist mir eine große Ehre und Freude, Sie heute zur Eröffnung dieser Ausstellung begrüßen zu dürfen, die einen faszinierenden Einblick in das grafische Schaffen von Uwe Pfeifer gibt – insbesondere in seine eindringlichen Landschaften, Stadt- und Architekturdarstellungen sowie allegorischen Arbeiten mit thematischer Tiefe.

Die Landschaftsdarstellungen, die uns im Kabinett und im Galerieflur umgeben, sind mehr als bloße Abbilder von Ostseeküstenstrichen oder Bergwelten. Sie sind keine Postkartenidyllen, sondern tiefgründige, ja, man könnte sagen, existenzielle Seelenlandschaften. Wenn wir die hier präsentierten Lithografien, darunter Blätter wie „Strand am Darss“, „Am Weststrand/Fischland“ und „Meeresblick“, betrachten, betreten wir einen Raum, der von Melancholie, archaischer Kraft und einer fast philosophischen Stille erfüllt ist.

Uwe Pfeifer, ein Meister der Leipziger Schule und ein Künstler, der das Zeichnerische bis ins Feinste beherrscht, nutzt die Technik der Lithografie nicht nur als Reproduktionsmittel, sondern als Mittel zur Verdichtung. Er spielt virtuos mit dem tiefen, satten Schwarz, das nur die Technik der Lithografie in dieser Intensität hervorbringen kann. Dieses Schwarz ist nicht einfach Dunkelheit, es ist Tiefe, es ist Schwere, es ist der Schatten, der die geheimnisvolle Schönheit der Szenen erst enthüllt und nicht selten auf farbigem Fond brillant gesteigert wird.

Sein Blick auf die Ostsee, auf das Fischland und den Darß, ist ein Blick auf die „Windflüchter“ und das Totholz – auf die Überreste eines unerbittlichen Kampfes zwischen Land und Meer, zwischen Leben und Vergänglichkeit. Die knorrigen, fast gerippeartigen Baumstämme in „Meeresblick“ wirken wie stumme Zeugen dieses Kampfes. Sie bilden einen bedrohlichen, fast klaustrophobischen Rahmen, der den Blick auf das ferne, unruhige Meer freigibt – eine Metapher für die Weite, die wir suchen, aber nur über die Hindernisse des Lebens erreichen.

Uwe Pfeifer erweist sich erneut als Meister der grafischen Erzählung. Ob er die sturmgepeitschten Bäume am Darß oder die eiskalten Massive des Wallis porträtiert – stets geht es ihm um die tiefempfundene, oft dramatische Konfrontation von Menschen und Natur. Pfeifer schafft visuelle Gedichte über das Ineinandergreifen von elementarer Kraft, Vergänglichkeit und dem stillen Überleben. Die Werke sind zeitlose, universelle Allegorien, die den Betrachter dazu einladen, die elementare Wahrheit hinter der Oberfläche zu suchen.

Die Bilder von Halle, die wir hier sehen, fangen die Seele der Saalestadt ein: Die historischen Bauten, die klaren Linien der Straßen, die Türme der Marienkirche oder des Roten Turms, die ihm oft als Sinnzeichen dienen. Pfeifer verleiht dem Vertrauten durch die Wahl des Lichts, der Perspektive oder die subtile Störung des Alltäglichen eine neue, tiefere Bedeutung.

Dem gegenüber steht Venedig, die Stadt des Wassers, des Lichts und der Vergänglichkeit. Uwe Pfeifer hat diese Lagunenstadt mehrfach bereist und stellte bereits 1982 und 1988 auf der Biennale di Venezia aus.

Die Venedig-Bilder, wie die hier gezeigten Kanallandschaften, fangen eine völlig andere Atmosphäre ein. Es ist ein Venedig, das eben nicht touristische Postkartenidylle ist, sondern ein Ort der Spiegelungen – sowohl auf der Wasseroberfläche als auch in einem tieferen, existentiellen Sinne. Das intensive Blau des Himmels, die leuchtenden, von der Sonne getünchten Fassaden und die dunklen, geheimnisvollen Kanäle lassen die Melancholie und die Schönheit des Verfalls spürbar werden. Venedig wird zum „Tagtraum“ oder zum „Arkadien“, wie er es selbst nannte, in dem sich Licht und Schatten, Klarheit und Verhüllung, Romantik und Realismus auf magische Weise begegnen.

Die Lithografie aus diesem Jahr, welche mit dem Titel „Selbst in mongolischer Steppe“ beschriftet ist, zeigt zwei Männer stehend in einer weiten, dramatischen Landschaft. Der Mann links, der Künstler selbst, ist westlich gekleidet (mit Kappe), der Mann rechts trägt traditionelle mongolische Kleidung. Die Szene spielt in der mongolischen Steppe, erkennbar an der flachen, weiten Horizontlinie und den traditionellen Jurten, die links und rechts die Komposition einrahmen. Der Himmel ist dunkel und dramatisch bewölkt, was dem Bild wiederum eine intensive und geheimnisvolle Atmosphäre verleiht. Die Gestaltung von Himmel und Landschaft erinnert an die Tradition der Romantik, kombiniert mit dem Realismus der Porträts. Jüngst bereiste Pfeifer die Mongolei zum dritten Mal. Wie in früheren Jahren erlebte er dort eine grenzenlos inspirierende Kultur, die sich über die Jahre verändert hat. Wir dürfen gespannt sein auf weitere Arbeiten aus der Hand des Künstlers auch zu diesem Thema.

Die Grafik „Bruder und Schwester“ fängt eine Szene ein, die von innerer Spannung und Melancholie geprägt ist. Es ist ein sehr persönlicher Moment in Erinnerung an Freude und Trauer. Die Figuren in zeitgenössischer Kleidung der Kindheit stehen vor einem dunklen, unbestimmten Hintergrund. Solche Motive, die die menschliche Isolation und die Vereinzelung verbildlichen, sind ein wiederkehrendes Thema in Pfeifers Œuvre. Die Komposition verbindet Realismus mit einer traumartigen, fast surrealen Dichte.

In der Abbildung mit den in Händen gehaltenen Pflanzen und dem Fisch scheint eine Evolution oder ein Kreislauf von Natur und Leben thematisiert zu werden. Die Abfolge von keimender Pflanze, dichtem Wuchs, Einzelhalm und der flach geöffneten Hand, konfrontiert mit einem Fisch im oberen Bildbereich, könnte als Allegorie auf die menschliche Beziehung zur Natur, Wachstum, Ernte oder Vergänglichkeit interpretiert werden. Was meinen Sie, liebe Kunstfreunde?

Die Szene mit den in Zylindern isolierten Frauen spricht erneut das Thema Isolation, Show und Verdinglichung an, wobei das Groteske oft subtil durch die Hinzufügung von kleinen, rätselhaften, sich abwendenden Nebenfiguren oder Objekten verstärkt zu werden scheint. Die Szene verstört und ist doch alltäglich und durchaus real.

Insgesamt zeigen diese Lithografien Pfeifers technische Vielseitigkeit in der grafischen Arbeit. Von der sensiblen, anatomischen Studie bis zur dramatisch inszenierten Aktszene und der kühnen, farbigen Flächenkomposition demonstriert Pfeifer, dass der Akt für ihn nicht nur ein klassisches Motiv, sondern ein Vehikel für die Erforschung von Form, Licht, psychologischer Tiefe und grafischer Abstraktion ist. Unbedingt verweisen möchte ich auf eine frühe Aktdarstellung als Lithografie hier in diesem Raum.

Uwe Pfeifers Lithografien bieten eine fesselnde Mischung aus technischer Perfektion und inhaltlicher Tiefe. Sie sind nicht nur ästhetisch anspruchsvolle Grafiken, sondern auch visuelle Kommentare zum menschlichen Zustand. Die Kombination aus Realismus und Surrealismus fesselt den Betrachter und regt zur Reflexion an. Pfeifers Druckgrafiken gehören zu den herausragenden realistischen Werken der deutschen Gegenwartskunst, insbesondere aus dem Umfeld der Leipziger Schule.
Einmal mehr zeigt Uwe Pfeifer sein Können in der auch von uns empfohlenen Ausstellung „Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau“ im Potsdamer Minsk-Museum, welche noch bis 8. Februar zu sehen ist und Leihgaben zahlreicher Pfeifer-Gemälde bedeutender deutscher Sammlungen und Museen präsentiert.

Lieber Uwe, wir danken Dir für Deine Treue und hoffen auf die Aufrechterhaltung der zur Tradition gewordenen Präsentation im Rahmen Deiner Kabinettausstellung zum Jahresende hier in der Galerie noch über viele weitere Jahre.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde, liebe anwesende und heute ausstellende Künstler der Region,

am 19. Oktober 2025 verstarb unser lieber Freund, der herausragende und wegweisende Formgestalter Professor Rudolf Horn in seiner Leipziger Wohnung. Wir trauern tief ergriffen mit Christiane Jung, und der Familie. In den 96 äußerst produktiven Lebensjahren schuf er auch wunderbare Gemälde und Zeichnungen. Wir hatten Gelegenheit mit ihm hier in unserer Galerie mehrfach Personalausstellungen seiner Werke zu präsentieren. Für sein künstlerisches Lebenswerk und seine Lebensleistung als Hochschullehrer an der Burg Giebichenstein in Halle wurde Professor Horn jüngst mit dem Kunstpreis des Landes Sachsen-Anhalt geehrt. Seine schweren letzten Tage musste Rudolf Horn bei vollem Bewusstsein ertragen. Die Ehrung, über welche er sich außerordentlich freute, konnte er jedoch leider nicht persönlich entgegennehmen. Auch unserem Vorschlag im Januar 2026 in unserer Galerie eine Ausstellung, insbesondere seiner bisher nicht oder selten präsentierten Arbeiten auf Papier aber auch Gemälden, einzuplanen, fand seine Zustimmung – wissend, dass er diese Präsentation nicht mehr erleben sollte.
So, wie Rudolf Horn, haben viele weitere Künstler unserer Region und Heimatstadt mitgewirkt die Szene der hiesigen bildenden Kunst unverwechselbar und einzigartig zu gestalten. Wir freuen uns heute Gemälde und Grafiken unter anderem von Martin Wetzel, Gudrun Wetzel, Bernd Wilke, Helmut Brade, Werner Tübke, Otto Möhwald, Werner Rataiczyk, Carl Marx, Dorothea Fuhrmann und Hannes H. Wagner zeigen zu können. Allesamt sind klangvolle Künstlernamen von nationaler und internationaler Bedeutung. Viele von ihnen durften wir in zurückliegender Zeit in unserer Galerie vorstellen. Dazu gehört auch Helmut Ruhmer, der vielversprechende Maler und Graphiker, der noch in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 fiel. Wir danken Doktor Heinz Schönemann, der damals den Weg für die Ausstellungen von Ingeborg Hunzinger und Helmut Ruhmer ebnete und uns so zu Höhepunkten in der Ausstellungstätigkeit unserer Galerie verhalf. Ebenso erinnern wir uns sehr gern an die Ausstellung des Künstlerehepaares Irmgard und Dankwart Kühn. Beide Künstler sind auch heute vertreten.

Unsere Präsentationsflächen sind begrenzt. So können wir bei weitem kein umfassendes Bild der Vielschichtigkeit namhafter Künstlerpersönlichkeiten abbilden. Bei der Auswahl der Arbeiten und der Hängung sehen wir vor allem ästhetische Kriterien im Vordergrund der teils harten Entscheidungen. Es ist unsere Tochter Luise zu danken, dass sie sich mit Ruhe, Kraft und Kenntnis dieser Aufgabe erneut bravourös gestellt hat. So konnten wir erneut leider wieder nicht alle eingereichten Arbeiten zeigen und bitten Sie dafür alle um Nachsicht und vertrösten Sie höflich auf kommende Jahre und Möglichkeiten. Aufmerksam machen möchte ich Sie jedoch unbedingt auf Gemälde und Grafiken von Christiane Jung, Karl-Heinz Köhler, Hans-Wolfgang Timme, Robert Flieger, Rainer Flieger, Olaf Rammelt, Christine Rammelt-Hadelich, Tatiana Skalko Karlowska, Michael Karlowski, Peter Busch, Robert Deutsch, Lutz Bolldorf, Moritz Götze, Ursula und Dietmar Kirsch und Norbert Wientzkowski. Der bekannte Maler und Graphiker Thomas Schindler ist in dieser Ausstellung ausnahmsweise mit einer Plastik vertreten und selbstverständlich sehen Sie auch Arbeiten von Iris Band, Hans-Christoph Rackwitz und Dieter Gilfert. Ebenso freuen wir uns über die Ausstellungsbeteiligung von Günter Giseke. Mit großem Interesse haben wir seine „Retrospektive. Malerei, Zeichnung, Grafik“ im Literaturhaus Halle vom vergangenen Herbst angesehen.

Günter Giseke, Farblithografie „Schmetterling“ (2/24, 2001)


Viele der hier gezeigten Arbeiten stammen aus dem Bestand der Galerie oder wurden von den Künstlern selbst eingereicht. Kunstinteressierte und Sammler wie Sie liebe Freunde und Gäste, sind unverzichtbar. Nach unserer Auffassung sollte man Kunst nach persönlichen Interessen und Sympathien, im besten Fall ungeachtet monetärer oder praktischer Aspekte kaufen oder gar sammeln, um dann selbst mit den Werken zu leben. Im Falle der hier gezeigten Arbeiten aus dem Nachlass eines halleschen Sammlerehepaares, lieber Freunde unserer Galerie, bin ich sicher, dass sich neue Kunstliebhaber finden werden, welche ebenso Freude an den Werken haben werden.

Liebe Gäste, wir laden Sie herzlich zu unseren kommenden literarischen und kulturellen Veranstaltungen in den Monaten November und Dezember 2025 ein. Erleben Sie anregende Nachmittage und Abende mit spannenden Lesungen und literarischem Entertainment!

  • Samstag, 08. November 2025, 15:00 Uhr
    • LITERAtainment mit Dr. Hans-Henning Schmidt
    • Thema: „Wunderland Dichtung – Ein literarischer Spaziergang von Ernst bis Unsinn“
  • Samstag, 29. November 2025, 15:00 Uhr
    • im Rahmen des „Langen Abend der Galerien“
    • Lesung mit Detlef Färber
    • Thema: „Wolfs Weihnachtswunsch – Geschichten zum Glühweinen“
      Weihnachtsgebäck einer Freundin der Galerie
  • Samstag, 13. Dezember 2025, 15:00 Uhr
    • Lesung mit Annekathrin Bürger
    • Thema: Weihnachtsgeschichten

Wir freuen uns darauf, Sie bei einer dieser oder mehreren Veranstaltungen begrüßen zu dürfen und gemeinsam die vorweihnachtliche Zeit literarisch und im Rahmen dieser wunderbaren Ausstellung einzuläuten!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Thomas Zaglmaier