„Die Gestalten und Formen in meinen Collagen entstehen meist in einem Strich, flott heruntergeschrieben und im Stehen gezogen.
Die Collagen der letzten beiden Jahre entstanden als eine Art „Verwertung“. Ich habe meine frühen Arbeiten auf Papier durchgesehen, sie geprüft, ob sie vollständig erhalten werden sollten. Das sollten sie nicht, und ich traf eine Auswahl, die ich zu entsorgen beabsichtigte.
Zuerst wollte ich diese Auswahl irgendwie vernichten.
Dann überlegte ich ob sich möglicherweise eine künstlerische Verwertung finden ließe und ich beschloss die Arbeiten zu wandeln, ihnen eine neue, eine andere Qualität zu geben. So begann ich sie großzügig zu zerschneiden, fügte Teile dann neu zueinander. Das tat ich im Gegensatz zu meiner Malerei nicht spontan, sondern ich konstruierte und komponierte die Arbeiten sehr bewusst.
Hilfreich war und ist mir stets die Zitzmannsche Lehre, die haben wir alten Studenten von einst noch verinnerlicht. Wir fühlen die Stimmigkeit, sobald wir etwas sehen und können dann sehr genau sagen, warum wir gerade so fühlen und ob etwas richtig ist oder eben optisch falsch.
Das Konstruieren von Bildern war in früheren Jahren nie meine Art künstlerisch zu arbeiten, hier aber geschah es von selbst.
Es gelang mir den „Abfall“ erheblich zu reduzieren, denn aus den verworfenen Arbeiten waren Ausgangsmaterialien geworden, neue Ressourcen, jene für die Collagen eben.“
Christiane Jung, 2022 |